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  • Roland Hohberg

Honeckers Erben

Schon 2009 beschäftigte sich Hubertus Knabe mit der Genossin Wagenknecht. Ich zitiere mal:


Eine besondere Fähigkeit, den Extremismus zu vermarkten, hat das KPF-Mitglied Sahra Wagenknecht entwickelt, Mitglied im Bundeskoordinierungsrat der Extremisten. Die Frau mit der Rosa-Luxemburg-Frisur ist mit Hilfe sensationsgieriger Journalisten in Deutschland zu einer Art Medienstar geworden. Mit ihren kommunistischen Parolen hat sie es sogar bis in die Talkshows von Sabine Christiansen und Anne Will geschafft. Dabei sind ihre Bekenntnisse zu Marx, Lenin, Stalin, Ulbricht und Honecker ebenso dümmlich wie geschmacklos.


So charakterisierte sie 1992 den sowjetischen Diktator, der Millionen Tote auf dem Gewissen hat, als legitimen Nachfolger Lenins, der in seinen theoretischen Fähigkeiten zu Unrecht unterschätzt werde. »Was immer man — berechtigt oder unberechtigt - gegen die Stalin-Zeit vorbringen mag, ihre Ergebnisse waren jedenfalls nicht Niedergang und Verwesung, sondern die Entwicklung eines um Jahrhunderte zurückgebliebenen Landes in eine moderne Großmacht während eines weltgeschichtlich einzigartigen Zeitraums.«


2008 bezeichnete sie die DDR als »das friedfertigste und menschenfreundlichste Gemeinwesen, das sich die Deutschen im Gesamt ihrer Geschichte bisher geschaffen haben«. Erich Honecker gebühre deshalb »unser bleibender Respekt«.


Den Mauerbau nannte sie eine Maßnahme »zur Grenzbefestigung |...], die dem lästigen Einwirken des feindlichen Nachbarn ein (längst überfälliges) Ende setzte«.


Dem Spiegel erklärte sie 1994, dass die friedliche Revolution, »im Kern eine Gegenrevolution« war. Damals sei ein Land zugrunde gegangen, in dem der Ansatz gegeben gewesen sei, eine Gesellschaft ohne Profitprinzip aufzubauen, während heute wieder das Kapital herrsche. »Das ist für mich ein klarer Rückschritt.«


Auf die Frage, ob die DDR demokratischer gewesen sei als die Bundesrepublik, sagte sie 2001: »Sie war jedenfalls nicht undemokratischer.«


Als einziges Mitglied verweigerte sie auch der Vorstandserklärung zum Mauerbau ihre Zustimmung. Noch im Mai 2008 bekräftigte sie im Spiegel, dass sie »den Begriff Diktatur für die DDR nicht für angemessen« halte.


Wagenknechts Äußerungen haben niemals ein Ausschlussverfahren nach sich gezogen. Im Gegenteil: Sie gewann in der Partei in den letzten Jahren deutlich an Ansehen. Die 1969 geborene Kommunistin trat noch kurz vor dem Ende der Diktatur der SED bei. 1991 wurde sie Mitglied des Parteivorstands, dem sie seitdem fast ununterbrochen angehört. Nur 1995 musste sie für fünf Jahre ausscheiden, weil Gysi sie damals für untragbar erklärt und mit seinem eigenen Rückzug gedroht hatte. Doch das ist lange vorbei. Auf dem Parteitag der LINKEN im Mai 2008 wurde Wagenknecht mit 70,5 Prozent der Stimmen bestätigt, ein Spitzenergebnis, das weit über dem des WASG -Begründers Klaus Ernst lag.


Eine Reihe hoher Funktionäre — darunter die Bundestagsabgeordneten Wolfgang Gehrcke, Cornelia Hirsch und Dorothee Menzner — wollte sie sogar zur stellvertretenden Parteivorsitzenden machen. In einem offenen Brief an die Parteivorsitzenden Bisky und Lafontaine verfielen sie in wahre Lobeshymnen. »Sahra Wagenknecht vertritt in praktisch-philosophischen, historischen und wirtschaftspolitischen Fragen auf eine eigenständige Art marxistische Grundüberzeugungen, wie sie beileibe nicht nur im Osten und auch weit über alle Strömungen in und außerhalb der Linken und ihrer Wählerschaft vertreten werden«, hieß es in dem Brief. »Ihre Publikationen bestechen durch Präzision und Sachverstand. [...] Auf dieses große politische Talent sollte im geschäftsführenden Parteivorstand nicht verzichtet werden.«


Nur weil Bisky und Gysi strikt dagegen waren — während Lafontaine beredt schwieg — und Wagenknecht deshalb keine Chance hatte, verzichtete sie auf eine Kandidatur. Obwohl Gysi erklärte: »Sahra Wagenknecht vertritt eine Sicht, die ich nicht in Form einer Stellvertreterin in der Partei haben will«, sitzt sie weiterhin im Parteivorstand.



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